Bestände
Die Berliner
Turfan-Sammlung
umfasst etwa 40.000 Textfragmente
in mehr als 20 verschiedenen Sprachen, darunter
Sanskrit, Chinesisch, Altuigurisch, Tocharisch, Sogdisch und Mittelpersisch, und Schriften wie Brāhmī, Chinesisch,
Uigurisch, Sogdisch und Manichäisch, sowie Reste von Wandmalereien, Lehmskulpturen, Holzobjekten und
Alltagsgegenständen. Die Mehrzahl der Textfragmente wird als Depositum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt. Der für die Editionsarbeit des Akademienvorhabens
Turfanforschung wichtige altuigurische und iranische Teil der Sammlung, ca. 13.000 Fragmente, befindet sich in der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die illuminierten Handschriften und die Kunstobjekte werden
im
Museum für Asiatische
Kunst
im Humboldt-Forum ausgestellt bzw. im Museumsdepot in Berlin-Dahlem aufbewahrt.
Die Turfansammlung ist bisher virtuell zugängig über das
Digitale
Turfan-Archiv
sowie in Teilen über das
International Dunhuang Project
der British Library.
Sammlungsgeschichte
Das Berliner Museum für Völkerkunde unternahm unter seinem Direktor Albert Grünwedel (1856−1935) im Wechsel mit
Albert von Le Coq (1860−1930) zwischen 1902 und 1914 insgesamt vier
Expeditionen
nach Zentralasien, von denen drei
unter der Schirmherrschaft von Kaiser Wilhelm II standen. Sie brachten Tausende Reste von Malereien und anderen
Kunstobjekten sowie ca.
40.000 Textfragmente
in mehr als 20
verschiedenen Sprachen und Schriften nach Berlin.
Durch einen Beschluss des zuständigen Unterrichtsministeriums von 1914 gelangten alle bis auf die für die
Ausstellung im Museum benötigten Texte in die damalige Königliche Preußische Akademie der Wissenschaften zur
Bearbeitung. Nach kriegsbedingter Auslagerung wurde der größte Teil der Sammlung 1946 an die neugegründete
Deutsche Akademie der Wissenschaften nach Berlin zurückgeführt; ein kleiner Teil ging an die Mainzer Akademie der
Wissenschaften, einige Sanskritfragmente an die Indologie in Göttingen und einige iranische Fragmente wurden an
das Orientalische Seminar der Universität Hamburg gegeben. Seit 1992 sind alle Teile der Sammlung als Eigentum der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wieder vereint.
Die Turfan-Sammlung zeugt von den unterschiedlichsten Buchformen wie Kodizes, Buchrollen, Leporello oder Pustaka
und umfasst vornehmlich buddhistische, manichäische und christliche Texte, die die Vielfalt der
Glaubensgemeinschaften an den Seidenstraßen belegen. Doch auch Reste literarischer Werke sowie zahlreiche profane
Schriften wurden entdeckt, wie z.B. medizinische und astrologische Texte, aber auch Wirtschaftstexte und
Dokumente. Das Alter der Bruchstücke ist ganz unterschiedlich. Die ältesten, Reste indischer Dramen, stammen aus
dem 4. Jh. n. Chr. Die ältesten Fragmente der chinesischen Sammlung gehen auf das 4.-5. Jh. zurück, die iranischen
Fragmente werden in die Zeit vom 8. bis zum 11. Jh. datiert, und die Mehrzahl der altuigurischen Fragmente stammt
aus dem 9. bis 14. Jh.
Kataloge
Mitteliranische Fragmente in manichäischer Schrift
- Mary Boyce, A Catalogue of the Iranian Manuscripts in Manichean Script in the German Turfan Collection, Deutsche
Akademie der Wissenschaften zu Berlin: Institut für Orientforschung, Veröffentlichung Nr. 45, Berlin 1960.
Chinesische Turfanfragmente
- Gerhard Schmitt, Thomas Thilo (in Zusammenarbeit mit Taijun Inokuchi), Katalog chinesischer buddhistischer
Textfragmente, Berliner Turfantexte 6, Band 1, Berlin 1975.
- Thomas Thilo, Katalog chinesischer buddhistischer Textfragmente, Berliner Turfantexte 14, Band 2. Berlin 1985.
- Rong Xinjiang, Yang Fuxue, Ou Mei shou cang juan. Tu lu fan wen shu zong mu, Gesamtverzeichnis der Turfantexte,
Teil 3: Sammlungen in Europa und Amerika, Wuhan 2007.
Mongolische Handschriften aus den Turfanfunden (MongHT)
- Cėrėnsodnom Dalantaj, Manfred Taube, Die Mongolica der Berliner Turfansammlung, Berliner Turfantexte 16, Berlin
1993.
Tibetische Handschriften aus den Turfanfunden (TibHT)
- Manfred Taube, Die Tibetica der Berliner Turfansammlung, Berliner Turfantexte 10, Berlin 1980.
Tocharisch (THT)
Weitere Kataloge: