Cambridge, University Library, Add. 713 / 03 Siegestaschkil
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- Schreiber:in
- ↳ Name
- Datierung
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- vor 610 H.
- Text original
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- יהוה נצוחי קרביה
- Text übersetzt
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- YHWH ist Sieger der Kriege.
- Sprache
- Schrift
- Link zur Handschrift
- Bemerkung
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- Dieses Taschkil ist relativ häufig belegt und wird in der Forschungsliteratur oft
als »Siegestaschkil« bzw. »Victory Tashqil« bezeichnet. Es gehört zur Gruppe der Taschkile,
die eine Art Konzentrat des Bibeltexts bilden, in dem sie stehen; zu dieser Gruppe
von Taschkilen siehe Burkhardt et al., »The Tashqil«, S. 309, § 3.4.2. Gleichzeitig
wird hier ein Bibelzitat in den Bibeltext eingearbeitet (zu diesem Phänomen siehe
ibid., S. 307f., § 3.4.1.), allerdings nicht in seiner hebräischen Originalform, sondern
in aramäischer Übersetzung. Die aramäische Übersetzung des Halbverses Ex 15,3 (SP)
יהוה גיבור במלחמה, wie sie in den Mss. A und B des von Abraham Tal edierten samaritanischen
Targums überliefert ist, entspricht dem Text dieses Taschkils; siehe Tal, The Samaritan
Targum, Bd. 1, S. 282f. Die verschiedenen im vorliegenden Korpus belegten Schreibweisen
des Wortes נצועי, נצוחי, נצחוי, נחצוי stehen dabei alle für dieselbe Aussprache nāṣo,
die als qātol-Form der Wurzel נצ"ח in der Bedeutung »Sieger, Mächtiger« zu verstehen
ist. Da das Wort auf einen Laryngal endet, der nicht mehr gesprochen wird, wurde die
ehemals geschlossene Silbe geöffnet, der Vokal davor wird in diesem Fall jedoch nicht
zu einem ū, sondern das ursprüngliche o bleibt erhalten. (Zu den Ausnahmefällen, in
denen statt u am Wortende o gesprochen wird, siehe Moshe Florentin, "הבחנות בין משמעויות
שונות וסימונן באמצעים פונולוגיים בעברית השומרונים", in: Studies in Hebrew Language.
In Memory of Eliezer Rubinstein, hrsg. von Aron Dotan und Abraham Tal, Tel Aviv: Tel
Aviv University, 1995, S. 113f.; ders., LSH, S. 190f.) Ihren graphischen Ausdruck
findet diese Aussprache im sam. Aramäischen in den Schreibweisen ־יו und ־וי, bei
den verba tertiae infirmae kann auch der (stumme) Laryngal zwischen Yud und Waw geschrieben
werden; siehe Zeʾev Ben-Ḥayyīm, תיבת מקרה [Tībåt Mårqe]. A Collection of Samaritan
Midrashim, Jerusalem: The Israel Academy of Sciences and Humanities, 1988, S. 17,
der u. a. das Beispiel שמועי משה als qā̊tol Sg. m. der Wurzel שמ"ע anführt.
Da der Ort für dieses Taschkil die beiden Textabschnitte sind, die unmittelbar vor Ex 15 stehen, also in sehr enger Nachbarschaft zur ursprünglichen Quelle des Zitats, liege Frage nahe, weshalb hier die aramäische Fassung des Halbverses und nicht das hebräische Original verwendet wird. Möglich ist, für dieses Taschkil ein hohes Alter anzunehmen und seinen Ursprung in der Zeit zu suchen, bevor das Aramäische vom Arabischen als Umgangssprache abgelöst wurde, der aramäische Targum noch im aktiven Gebrauch der samaritanischen Gemeinde war, d. h. vor dem 12. Jh., siehe Burkhardt et al., »The Tashqil«, S. 340f. Ein Indiz für ein relativ hohes Alter ist auch der Umstand, daß dieses Taschkil mit 17 Belegstellen im untersuchten Korpus zu den häufigsten gehört.
Möglicherweise spielte bei der Wahl des Aramäischen jedoch auch die Bekanntheit der Wortverbindung נצוחי קרביה in anderen Kontexten als dem unmittelbar biblischen eine Rolle. Ohne das Tetragramm steht sie bei Marqe zweimal und vereinzelt auch in der späteren Liturgie als Epitheton für Gott; siehe TM, I, § 46; IV, § 81. Bei Cowley, SL, ist diese Wortverbindung insgesamt fünfmal belegt; siehe z. B. ibid., S. 25, 213, 330. Sehr viel häufiger findet sich in liturgischen Texten jedoch die erweiterte Form נצוחי כל קרביה – »Sieger aller Kriege« –; in den bei Cowley edierten Texten ist diese Verbindung insgesamt 25-mal belegt; siehe z. B. Cowley, SL, S. 102, 104, 116, 120, 132. Der vollständige Halbvers einschließlich des Tetragramms wird in den bei Cowley edierten liturgischen Texten nur an zwei Stellen angeführt, einmal offenbar als explizites Zitat; siehe Cowley, SL, S. 50: שמש מניר דלא טפי שם אלה ונביה [כתיב] לגבה יהוה נצחיו קרביה – »Eine leuchtende Sonne, die nicht verlischt, sind der Name (?) Gottes und sein Prophet, ihn betreffend [ist geschrieben]: YHWH ist Sieger der Kriege.« Eine etwas veränderte Form, die wohl dem Endreim geschuldet ist, ist in einem Gebet für den Versöhnungstag belegt; siehe ibid., S. 610.
Für die samaritanischen Amulette hat Christian Stadel gezeigt, daß Ex 15,3 zum Inventar samaritanischer Amulette gehörte, sowohl in der hebräischen als auch in der aramäischen Version, jedoch immer ohne das Wort במלחמה/קרביה verwendet wurde. Bereits in byzantinischer Zeit hatte sich durch eine Konflation von Ex 15,3 mit Dtn 10,17 die determinerte Form des Wortes נצוחה (ohne קרביה) als festes Gottesepitheton etabliert; Siehe Stadel, »Two Remarks Pertaining to the Use of Ex 15:3 on Samaritan Amulets«, insbes. S. 407f. Auch in Tībat Marqe findet sich neben den erwähnten zwei Belegen für נצוחי קרביה das von Ex 15,3 losgelöste determinierte Epitheton נצוחה רבה; für נצוחה רבה siehe oben, für נצוחה רבה siehe TM, I, §18.
Ex 15,3 und davon abgeleitete Epitheta waren demnach fest in der samaritanischen Schreiberkultur verankert. Die Tatsache, daß das »Siegestaschkil« den ersten Halbvers vollständig, einschließlich des Tetragramms und des Wortes קרביה, also anders als die Amulette und Tībat Marqe, andererseits auch ohne den in der Liturgie in der Mehrzahl der Fälle vorhandenen Zusatz כל wiedergibt, deutet darauf hin, daß hier nicht auf die bekannten, verfestigten Formen der Epitheta, sondern auf die aramäische Version des Bibelverses zurückgegriffen wurde. Möglich scheint jedoch, daß die große Bekanntheit der aramäischen Formen der aus Ex 15,3 abgeleiteten Epitheta Anlaß dafür waren, daß für das Taschkil die aramäische Übersetzung und nicht das hebräische Original gewählt wurde. Neben den aramäischen Wortverbindungen ist auch die hebräische Fassung von Ex 15,3 in die Liturgie aufgenommen worden. In den bei Cowley edierten Texten wird der vollständige Vers zehnmal zitiert, der erste Halbvers יהוה גבור במלחמה, der im Umfang dem Text des Taschkils entspricht, ist elfmal belegt, zweimal das Epitheton גבור במלחמה.
- Dieses Taschkil ist relativ häufig belegt und wird in der Forschungsliteratur oft
als »Siegestaschkil« bzw. »Victory Tashqil« bezeichnet. Es gehört zur Gruppe der Taschkile,
die eine Art Konzentrat des Bibeltexts bilden, in dem sie stehen; zu dieser Gruppe
von Taschkilen siehe Burkhardt et al., »The Tashqil«, S. 309, § 3.4.2. Gleichzeitig
wird hier ein Bibelzitat in den Bibeltext eingearbeitet (zu diesem Phänomen siehe
ibid., S. 307f., § 3.4.1.), allerdings nicht in seiner hebräischen Originalform, sondern
in aramäischer Übersetzung. Die aramäische Übersetzung des Halbverses Ex 15,3 (SP)
יהוה גיבור במלחמה, wie sie in den Mss. A und B des von Abraham Tal edierten samaritanischen
Targums überliefert ist, entspricht dem Text dieses Taschkils; siehe Tal, The Samaritan
Targum, Bd. 1, S. 282f. Die verschiedenen im vorliegenden Korpus belegten Schreibweisen
des Wortes נצועי, נצוחי, נצחוי, נחצוי stehen dabei alle für dieselbe Aussprache nāṣo,
die als qātol-Form der Wurzel נצ"ח in der Bedeutung »Sieger, Mächtiger« zu verstehen
ist. Da das Wort auf einen Laryngal endet, der nicht mehr gesprochen wird, wurde die
ehemals geschlossene Silbe geöffnet, der Vokal davor wird in diesem Fall jedoch nicht
zu einem ū, sondern das ursprüngliche o bleibt erhalten. (Zu den Ausnahmefällen, in
denen statt u am Wortende o gesprochen wird, siehe Moshe Florentin, "הבחנות בין משמעויות
שונות וסימונן באמצעים פונולוגיים בעברית השומרונים", in: Studies in Hebrew Language.
In Memory of Eliezer Rubinstein, hrsg. von Aron Dotan und Abraham Tal, Tel Aviv: Tel
Aviv University, 1995, S. 113f.; ders., LSH, S. 190f.) Ihren graphischen Ausdruck
findet diese Aussprache im sam. Aramäischen in den Schreibweisen ־יו und ־וי, bei
den verba tertiae infirmae kann auch der (stumme) Laryngal zwischen Yud und Waw geschrieben
werden; siehe Zeʾev Ben-Ḥayyīm, תיבת מקרה [Tībåt Mårqe]. A Collection of Samaritan
Midrashim, Jerusalem: The Israel Academy of Sciences and Humanities, 1988, S. 17,
der u. a. das Beispiel שמועי משה als qā̊tol Sg. m. der Wurzel שמ"ע anführt.
- Signatur
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- Cambridge, University Library, Add. 713 / 03 Siegestaschkil
- Blatt
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- Ex 14,21–28 (fol. 83r)
- Art des Eintrags
- Eintragsnummer
-
- 03
- Bearbeiter
-
- Evelyn Burkhardt
- Bearbeitungsstatus
-
- fertig
- Statische URL
- https://www.qalamos.net/receive/GBUKCUSecEntry_secentry_00000018
- MyCoRe ID
- GBUKCUSecEntry_secentry_00000018 (XML-Ansicht)
- Lizenz Metadaten
CC0 1.0 Universell
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